Thüringen, das “grüne Herz Deutschlands”, lockt nicht nur mit seiner wunderschönen Landschaft und seinen historischen Städten, sondern auch mit einer einzigartigen Küche. Wer hier Urlaub macht, sollte sich auf eine kulinarische Reise begeben und die regionalen Spezialitäten entdecken. Von der herzhaften Rostbratwurst bis zum süßen Blechkuchen – die Thüringer Küche bietet für jeden Geschmack etwas Besonderes.
Thüringer Küche: Eine Entdeckungsreise für Genießer
Thüringer Rostbratwurst: Mehr als nur eine Wurst
Die Thüringer Rostbratwurst ist weit mehr als nur eine Wurst – sie ist ein Kulturgut und ein Symbol Thüringens. Die traditionell auf Holzkohle gegrillte Spezialität, oft auch “Thüringer Roster” genannt, zeichnet sich durch ihre besondere Würzung mit Salz, Pfeffer, Kümmel, Majoran und Knoblauch aus. Seit 2004 ist die Thüringer Rostbratwurst eine geschützte geografische Angabe (g.g.A.). Ihre Geschichte reicht bis ins Jahr 1404 zurück. Für Bratwurstfans ist das Deutsche Bratwurstmuseum in Holzhausen bei Arnstadt ein absolutes Muss. Dort kann man alles über die Geschichte und Herstellung dieser Spezialität erfahren.
Rostbrätel: Die herzhafte Alternative
Neben der Rostbratwurst ist das Thüringer Rostbrätel eine weitere Spezialität vom Grill. Dieses saftige Kotelett vom Schweinehals wird vor dem Grillen für 12 bis 48 Stunden in einer Marinade aus Zwiebeln, Senf, Bier und Kümmel eingelegt. Traditionell wird es mit Brot oder Sauerkraut serviert, zum Beispiel auf dem Marktplatz in Altenburg, wo Grillstände diese Köstlichkeit anbieten.
Schmöllner Mutzbraten: Ein deftiger Genuss
Für Liebhaber deftiger Gerichte ist der Schmöllner Mutzbraten ein Muss. Diese Spezialität aus Schmölln besteht aus faustgroßen Stücken Schweinefleisch, die mit Majoran, Pfeffer und Salz gewürzt und langsam im Rauch von Birkenholz gegart werden. Serviert wird der Mutzbraten traditionell mit Brot, Senf und Sauerkraut, zum Beispiel im Gasthof in Großstöbnitz bei Schmölln.
Thüringer Klöße: Das “Sonntagskind” der Thüringer Küche
Der Thüringer Kloß ist ein kulinarisches Wahrzeichen der Region und wird oft liebevoll als “Sonntagskind” bezeichnet. Der Spruch “Ein Sonntag ohne Klöße verlöre viel von seiner Größe” unterstreicht seine Bedeutung. Die Geschichte der Klöße reicht über 200 Jahre zurück, als die Kartoffel in Thüringen Einzug hielt. In Meiningen werden die Klöße aufgrund einer alten Sage auch “Hütes” genannt, während sie in anderen Regionen als “Rohe Klöße” oder “Kindsköpfe” bekannt sind.
So gelingen Thüringer Klöße
Die Zubereitung echter Thüringer Klöße ist eine kleine Kunst. Traditionell werden sie aus rohen und gekochten Kartoffeln hergestellt. Zwei Drittel der Kartoffeln werden roh gerieben und durch ein Tuch ausgepresst, um die Stärke zu gewinnen. Das restliche Drittel wird gekocht und zu einem feinen Püree verarbeitet. Die aufgefangene Kartoffelstärke wird später wieder hinzugefügt, um die perfekte Bindung zu erzielen. Für die Füllung sorgen geröstete Brötchenwürfel, die in Butter goldbraun geröstet werden. Die geformten Klöße garen dann in Salzwasser, bis sie an die Oberfläche steigen. Serviert werden sie klassisch zu Braten, Rouladen und anderen Fleischgerichten, begleitet von Rotkohl und einer kräftigen Soße.
Süße Verführungen: Thüringer Kuchen und Desserts
Thüringen ist auch ein Paradies für Naschkatzen. Die regionalen Süßspeisen sind oft einfach, aber unglaublich lecker. Ein Klassiker sind Hefeklöße, gefüllt mit Pflaumenmus und serviert mit einer Waldbeerensauce aus Brombeeren, Himbeeren und Heidelbeeren – besonders die Heuthener Hefeklöße sind hier zu nennen. In der kälteren Jahreszeit ist der Thüringer Bratapfel beliebt, gefüllt mit einer Mischung aus Butter, Zimt, Mohn und Zucker.
Thüringer Blechkuchen: Ein Stück Tradition
Der Thüringer Blechkuchen hat eine lange Tradition und ist bei Festen und Feiern nicht wegzudenken. Oft wird bei solchen Anlässen sogar zweimal Kuchen serviert. Der Thüringer Streuselkuchen ist nur ein Beispiel für die Vielfalt. In Bäckereien findet man fast ausschließlich Blechkuchen in zahlreichen Variationen, von trockenem Streuselkuchen bis hin zu saftigen Varianten mit Quark, Pudding oder frischem Obst.
Weitere süße Spezialitäten
Neben Kuchen gibt es weitere süße Köstlichkeiten zu entdecken: Mühlhäuser Quark-Klöße mit Pflaumenmus, das erfrischende Sahne-Dickmilch-Dessert mit Beeren und Knusperflocken, die Schaalaer Apfelsuppe oder Schnee-Eier in Vanillesauce. Auch Honig-Vanille-Äpfel und Weinäpfel mit Sauerkirschen zeigen die Vielfalt der Thüringer Dessertküche.
Thüringer Festtagsschmaus: Kulinarische Entdeckungen
Die Thüringer Volksfeste sind eine wahre Fundgrube für regionale Spezialitäten. Der Weimarer Zwiebelmarkt, der jährlich am zweiten Oktoberwochenende stattfindet, ist ein Fest rund um die Zwiebel. Hier kann man den berühmten Weimarer Zwiebelkuchen und viele andere Zwiebelspezialitäten probieren. Der Erfurter Weihnachtsmarkt, einer der größten Weihnachtsmärkte Deutschlands, lockt mit Thüringer Bratwurstständen und Buden, an denen zum Glühwein der Erfurter Schittchen, eine regionale Variante des Christstollens, angeboten wird. Die Mühlhäuser Kirmes Ende August ist bekannt für ihr heimisches Bier und den Mühlhäuser Pflaumenkuchen. Das Rudolstädter Vogelschießen, Thüringens größtes Volksfest in der letzten Augustwoche, bietet ebenfalls eine breite Auswahl.
Thüringer Getränke: Bier, Wein und mehr
Thüringen blickt auf eine lange Brautradition zurück. Regionale Biersorten, wie das Köstritzer Schwarzbier, das Altenburger Premium Pils oder die “Luther Biere” der Brauerei Neunspringe, laden zum Probieren ein. Auch Brauereien in Gotha, Apolda und Bad Köstritz tragen zur Biervielfalt bei. In einigen Regionen, wie Bad Sulza und Dornburg, wird sogar Wein angebaut, überwiegend Weißweine und Rosé, aber auch Rotweine. Für Liebhaber von Spirituosen gibt es den Altenburger Schwarzgebrannten (ein Kräuterlikör), den Rhöntropfen, das Suhler Waffenöl, den Naitschauer Eierlikör oder den Gewürz-Bitter Aromatique, in Thüringen kurz “Aro” genannt. Ein besonderer Tipp ist die Kunst- und Senfmühle Kleinhettstedt, die ungewöhnliche Senfsorten wie Orangensenf und Johannisbeersenf produziert.
Thüringens kulinarische Identität: Mehr als nur Essen
Die Thüringer Küche ist mehr als nur eine Ansammlung von Gerichten – sie ist ein Ausdruck von Lebensart, Gastfreundschaft und Tradition. Die Kombination aus herzhaften Speisen, süßen Verführungen und regionalen Getränken macht die Thüringer Küche einzigartig. Die Traditionen, wie die Verwendung regionaler Zutaten und die Weitergabe von Rezepten über Generationen, prägen die Küche bis heute. Restaurants wie “Zur Noll” in Jena bieten mit dem Thüringer Schmankerlbuffet die Möglichkeit, diese Vielfalt zu erleben. Ein Urlaub in Thüringen ist eine Einladung, die kulinarischen Schätze der Region zu entdecken und sich von der Gastfreundschaft verwöhnen zu lassen.